· 

Aithiopiká oder Die Abenteuer der schönen Charikleia

Das Buch stammt laut Wikipedia aus dem 3. Jahrhundert nach Christus und wurde von einem Autor geschrieben, der sich Heliodoros aus Emesa nennt. Über ihn ist so gut wie nichts bekannt, außer, dass er diesen Roman schrieb. Er ist einer der wenigen noch erhaltenen Romane aus der griechischen Antike.
Ich habe das Buch letztes Jahr bei den Römertagen in Xanten gekauft. Nicht weil der Klappentext so spannend erschien, sondern weil ich wissen wollte, wie sich ein antiker Roman von einem zeitgenössischen unterscheidet. Der Roman ist ein klassischer Abenteuerroman mit vielen überraschenden Wendungen, die in epischer Länge ausgebreitet werden.

Charikleia, eine junge Priesterin der Artemis in Delphi, verliebt sich in Theagenes, einen jungen Mann aus Thessalien. Da sie ewige Jungfräulichkeit geschworen hat, ist sie in einer Zwickmühle. Kalasiris, ein Bekannter ihres Ziehvaters und Vertrauter der Charikleias, rät den beiden zur gemeinsamen Flucht.
Auf dieser Flucht erleben sie viele Abenteuer: Sie werden von Piraten entführt, durch einen jungen Griechen befreit, der mit ihnen gemeinsam flieht, sich dann aber trennt, um sein eigenes Schicksal zu erfüllen. Sie geraten erneut in Gefangenschaft, diesmal von Sklavenhändlern. Und so zieht sich die Odyssee fort, bis beide am Ende am Königshof von Äthiopien landen, wo sie geopfert werden sollen, was, sie ahnen es sicher, natürlich nicht geschieht.
Das Buch kommt daher wie ein klassisches antikes Drama. Die Abenteuer sind so vielfältig und nehmen so überraschende Wendungen, dass nur Göttinnen und Götter ihre Hand im Spiel haben können.

Aus heutiger Sicht finde ich es verwunderlich, dass niemand die Wahrheit sagen kann. Beispiel: Der Piratenkapitän ist in Charikleia verliebt. Sie sagt aber nicht, dass sie mit Theagenes verlobt ist, sondern stimmt einer Heirat zu. Das verärgert Theagenes, weil er glaubt, sie liebe ihn nicht mehr.
Auch konnten die beiden Charikleias Vater nicht sagen, dass sie verliebt sind, obwohl ihr Vater ausdrücklich wünschte, dass sie heiraten solle. Er hatte einen anderen Favoriten, aber ihm lag viel am Wohlergehen seiner Tochter. Also warum nicht erstmal Theagenes als Zukünftigen vorstellen? Wäre der Vater nicht einverstanden, wäre eine Flucht immer noch eine Option. Diese, aus meiner Sicht, komplizierte Art, einen Plot zu entwickeln, ergibt sich natürlich aus der antiken Erzählweise. Auch in der Illias, der Odyssee oder vielen Theaterstücken findet sich diese Art der großen Theatralik.
Die Charaktere bleiben für mich eher blass. Das mag an der Fülle der Menschen liegen, die auf-und wieder abtauchen. Die vielen eingeschobenen Geschichten, in denen sie sich gegenseitig ihre Lebensgeschichte erzählen, machen es auch nicht leichter, die Geschichte zu durchschauen. Die ausufernden Beschreibungen und schwülstigen Reden sind für uns heutige Leserinnen eher gewöhnungsbedürftig.
Aber zwischen diesem Roman und heutigen liegen mehr als sechzehn Jahrhunderte. Da hat sich viel getan in der Erzählform und der Erwartung der Leserinnen und Leser. Aus meiner Sicht war es sicher nicht das beste Buch, das ich jemals gelesen habe, ein interessanter Einblick in die Welt der Antike war es aber auf jeden Fall.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0