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Tannöd

Tannöd ist ein abgelegener Bauernhof in einer ländlichen Gegend Deutschlands, aber näheres erfahren wir nicht. Wir erfahren auch nicht, wem die Zeuginnen und Zeugen ihre Geschichte erzählen. Sie oder er verbrachte vor vielen Jahren einen Sommer im Dorf bei Verwandten und kehrt jetzt noch einmal zurück.
In der Zwischenzeit wurden die Bewohnerinnen und Bewohner des Tannödhofes grausam ermordet. Die Tat wurde nie aufgeklärt, aber das Bewusstsein, dass jemand aus ihrer Mitte zu so einer Tat fähig ist, treibt die Menschen auch nach vielen Jahren noch um. Und so erzählen sie, was sie damals wahrnahmen. Die Perspektive der Dorfbewohner*innen wechselt sich ab mit den Erzählungen der Täterin/des Täters. Er oder sie beschreibt, was unmittelbar vor und nach der Tat passierte, wie die Opfer beobachtet und in den Tagen danach Spuren zu verwischt und das Vieh gefüttert wurde. Das ist auch der Grund, warum die Tat lange unentdeckt blieb. Viele Menschen machten sich ihre Gedanken, einige waren auch auf dem Tannödhof, aber niemand schöpfte zunächst Verdacht.
Der Roman ist für mich weniger ein Krimi als ein Psychogram einer Familie, in der der Bauer wie ein Tyrann herrscht, in der Gewalt und Inzest an der Tagesordnung sind. Mutter und Tochter können das Elend nur durch ihren Glauben ertragen. Die Tat wurde nie aufgeklärt und es geht auch weniger darum, hier eine/n Mörder*in zu überführen, sondern darum, wie die Menschen all das erlebten und für sich selber Erklärungen suchen.
Durch die wechselnden Erzählperspektiven, die regelmäßig durch Fürbitten unterbrochen werden, entsteht ein sehr düsterer Gesamteindruck, in dem der Mord den traurigen Höhepunkt des Grauens darstellt, dass über Jahre auf Tannöd herrschte.
Das Buch beruht auf einer wahren Begebenheit, nämlich dem Mordfall Hinterkaifeck. Eine genaue Rekonstruktion der Tat finden sie auf YouTube.

 

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