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Mary Shelleys Frankenstein

Frankenstein von Mary Shelley gehört wohl zu den bekanntesten Horrorromanen der Literaturgeschichte. Das erste Mal erschien er im Jahr 1818, damals noch anonym.
Erzählt wird die Geschichte von Viktor Frankenstein, einem intelligenten und wissbegierigen jungen Mann aus Genf. In Ingolstadt studiert er Naturwissenschaften (nicht Medizin, wie oftmals falsch angenommen). Dort beschäftigt er sich intensiv damit, wie man toter Materie Leben einhaucht. Irgendwann verfällt er auf die Idee, einen neuen Menschen zu schaffen. In akribischer Kleinarbeit trägt er Apparaturen und (menschliche) Einzelteile, die er vom Metzger bekam, zusammen und macht sich schließlich an die Arbeit. Dabei kümmert er sich nicht um das Aussehen seiner Schöpfung, sondern konzentriert sich auf das Leben an sich. Als die Kreatur schließlich erwacht, ist Frankenstein entsetzt, denn die gelbliche Haut verdeckte nur notdürftig das Spiel der Muskeln und das Pulsieren der Adern. Die Augen sind wässrig und haben fast die gleiche Farbe wie die fahle Haut der Augenhöhlen. Sie ist acht Fuß groß (ca. 2,40 m).
Frankenstein flieht aus seinem Zimmer. Als er nach einiger Zeit zurückkommt, ist seine Schöpfung verschwunden. Anstatt sie zu suchen, überlässt Frankenstein die Kreatur ihrem Schicksal und legt sich monatelang mit einem Nervenfieber ins Bett. Als Frankensteins jüngerer Bruder ermordet wird und er eine große Gestalt in der Umgebung sieht, ist er überzeugt, dass die Kreatur der Mörder ist. Das behält er aber für sich, obwohl Justine, das Dienstmädchen der Familie, des Mordes angeklagt und schließlich hingerichtet wird.
Getrieben von Schuldgefühlen unternimmt Viktor Frankenstein viele Ausflüge in die Natur, wo er irgendwann auf seine Schöpfung trifft. Die Kreatur erzählt Frankenstein von ihrem Leben. Sie war nicht immer böse, sondern anfangs eher naiv und neugierig. Anfangs suchte sie Kontakt zu Menschen, die sich aber immer entsetzt abwandten und sie verjagten oder sogar verprügelten. So wurde sie schließlich böse und wollte sich an ihrem Schöpfer rächen. Als Wiedergutmachung fordert sie von Frankenstein eine Gefährtin. Frankenstein erklärt sich einverstanden und macht sich ans Werk. Allerdings befürchtet er, dass dieses Wesen genauso böse werden könne wie das erste und dass beide Nachwuchs zeugen könnten, der der menschlichen Rasse gefährlich werden könne. Deshalb zerstört er sein Werk. Daraufhin tötet die Kreatur Frankensteins besten Freund und seine junge Frau.

Frankenstein ist in Form eines Briefromans geschrieben. Robert Walton, der mit seinem Schiff auf einer Nordpolexpedition ist, schreibt seiner Schwester und berichtet von der Expedition. Das Schiff wird von Eis eingeschlossen. An Land sieht Walton Frankenstein, der seiner Kreatur bis an den Nordpolarkreis gefolgt ist, um sie zu vernichten. Er nimmt Frankenstein an Bord, der ihm seine Geschichte erzählt, die Walton seiner Schwester schreibt.
Das Genre war vor allem im 18. und frühen 19. Jahrhundert sehr beliebt. Typisch für den Briefroman ist die Konzentration auf die Gefühle und das Innenleben der ProtagonistInnen. Ich habe mit den Klassikern der damaligen Zeit (u.a. Die Leiden des jungen Werther) so meine Probleme, denn ich empfinde die sehr ausgiebige Beschreibung der Gefühle oft als langatmig und zäh. Das ging mir auch bei Frankenstein so.

Für mich war das Buch nicht so sehr gruselig, sondern vor allem langweilig. Frankenstein mit seinem »Gejammer« ging mir etwas auf die Nerven, während ich mit seiner Schöpfung vor allem Mitleid empfand. Sie wurde von ihrem Schöpfer allein gelassen und suchte nach menschlicher Gesellschaft. Aber die Menschen schlugen und verjagten sie. Ist es da ein Wunder, dass sie sich an Frankenstein rächen wollte? Man kann sich also darüber streiten, wer der Böse der Geschichte ist. Hat sich Frankenstein nicht auch der Morde an seinen Angehörigen schuldig gemacht, in dem er seine Kreatur im Stich ließ? Das ist Frankenstein im Grunde auch klar. Er lässt seine Kreatur aber wieder im Stich, als er ihr nicht die Gefährtin gibt, die sie sich wünscht, sondern sie vernichten will. Frankenstein erhebt sich zum Schöpfer, der sich nicht nur das Recht nimmt, Leben zu erzeugen, sondern auch, es zu zerstören.
Aber vielleicht ist es das, was die Geschichte bis heute so aktuell macht. Es geht auch um Moral, um die Frage, ob Wissenschaft wirklich alles darf, was möglich ist. Diese Frage sollte auch heute sehr viel öfter gestellt werden, vor allem wenn man bedenkt, dass Frankenstein im Gegensatz zu seinen heutigen KollegInnen wirklich ein Stümper war.

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