Der Krimi - Wer hat ihn erfunden?

Wer kennt sie nicht?

  • Sherlock Holmes
  • Miss Marple
  • Hercule Poirot
  • Inspektor Maigret
  • Kay Scarpetta
  • Annika Bengtzon

Jeder vierte in Deutschland verkaufte Roman ist ein Krimi. Nach einer Studie von Splendid research sind Krimis und Thriller die beliebtesten Bücher der Deutschen. Über 17 000 Titel sind allein in Deutschland auf dem Markt. Das ist eine ordentliche Leistung. Anscheinend können wir Deutschen am besten bei Mord und Totschlag entspannen. Warum das so ist, soll hier aber nicht Thema sein.

 

Während viele Krimis heute als Weltliteratur gelten, galten sie in der Anfangszeit als Schundromane, eine Art Opium des Volkes. Wussten sie, dass die Geschichten um Sherlock Holmes als Fortsetzungsgeschichten im Magazin The Strand erschienen? Das war Unterhaltungsliteratur, die ihren Autor allerdings sehr reich gemacht hat. Insgesamt brachte Arthur Conan Doyle vier Romane und 56 Kurzgeschichten über seinen Meisterdetektiv heraus. Da Sherlock Holmes der Erste war, der am Tatort Beweise sicherte und systematische Forschungen anstellte, gilt er heute vielen als Erfinder der modernen Forensik. Kaum vorstellbar, aber bis zum Ende des 19. Jahrhunderts setzte die Polizei sich nicht mit Beweisen oder Alibis auseinander, sondern schnappte sich in der Regel einen Verdächtigen, aus dem ein Geständnis rausgepresst wurde.

Vorläufer: Der Schauerroman

Als Vorläufer des Krimis gilt der Schauerroman (Gothic Novel). Diese Romane wurden im späten 18. Jahrhundert in England populär und eine ihrer erfolgreichsten Vertreterinnen war eine Frau, die Engländerin Ann Radcliffe.

Gothic Novels enthalten alles, was ein guter Krimi auch enthalten muss: eine rätselhafte (ungeklärte) Tat am Anfang, eine schaurige Kulisse und eine rationaleAufklärung am Ende.

Keine Ermittlerin, kein Krimi

Auch wenn wir den ersten Kriminalfall aus der Bibel kennen (Kain ermordet seinen Bruder Abel), kann man die Bibel nicht als ersten Krimi der Geschichte bezeichnen, denn der wesentliche Grundsatz wird nicht beherzigt: es gibt keinen Ermittler. Deshalb gelten auch Romane wie Schuld und Sühne (auch Verbrechen und Strafe) von Dostojewski nicht als Kriminalromane, weil nicht die Mordermittlung im Vordergrund steht, sondern die Psychologie des Täters.
Als Erfinder der Kriminalliteratur gilt Edgar Allen Poe mit seiner Geschichte Der Doppelmord in der Rue Margue, die 1841 erschien. Darin hatte der Detektiv C.Auguste Dupin seinen ersten Auftritt. Falls Sie die Geschichte interessiert, werden Sie auf YouTube fündig.
Danach trat Dupin noch zweimal in Aktion, in den Geschichten Das Geheimnis der Marie Rogêt und in Der entwendete Brief.
Darin ist alles enthalten, was einen Krimi ausmacht: Wir erfahren erst am Ende, wer den Mord verübte, die Polizei steht vor einem Rätsel und die Ermittlungen stehen im Vordergrund der Geschichte.


Ihren endgültigen Durchbruch erlebte die Kriminalliteratur schließlich mit dem Meisterdetektiv schlechthin, mit Sherlock Holmes. Er hatte seinen ersten Einsatz im Jahr 1887 in Eine Studie in Scharlachrot. Auch diese Geschichte gibt es als Hörbuch auf YouTube.
Arthur Conan Doyle hat sich bei der Entwicklung Sherlock Holmes‘ unter anderem an Dupin orientiert. Obwohl Holmes seinen Kollegen als reichlich minderwertigen Burschen bezeichnet, gibt es doch einige Parallelen zwischen beiden:
Sie ermitteln nicht, um damit Geld zu verdienen, sondern um der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen. Beide haben einen hohen IQ und eine sehr gute Beobachtungsgabe, wodurch sie Dinge wahrnehmen, die anderen entgehen. Außerdem versuchen sie, bei ihren Ermittlungen die Täterperspektive einzunehmen und sich in ihn hineinzuversetzen. Zwei Eigenschaften, die auch für heutige Kriminalisten unabdingbar sind.

Die Meisterin

Sie gilt als erfolgreichste Krimiautorin der Welt - Agatha Christie. Vor allem zwei Figuren gingen in die Literaturgeschichte ein: Hercule Poirot und Miss Marple. Insgesamt schrieb sie 66 Romane, dutzende Kurzgeschichten, 23 Theaterstücke und noch einiges mehr. Nach Schätzungen wurden bis heute zwei Milliarden Agatha Christie Bücher verkauft und der Boom hält ungebrochen an. Erst 2017 kam eine Verfilmung ihres Bestsellers Mord im Orient Express in die Kinos.

Warum Agatha Christie so erfolgreich ist, lässt sich schlecht sagen. Die Bücher folgen meist einem festen Grundaufbau: Es gibt ein Ekel (die spätere Leiche), verschiedene Personen, die alle ein Motiv und einen meist geschickt eingfädelten Mord. Mehr oder weniger zufällig ist entweder Poirot oder Miss Marple zur richtigen Zeit am richtigen Ort und so kann der Täter oder die Täterin dingfest gemacht werden.

Vermutlich ist es dieser feste Aufbau und die darum herumgesponnene Geschichte, die die Krimis lesenswert machen. Ich selber kenne auch einige und mag sie wirklich. Vor allem gefällt mir die Ruhe, mit der ermittelt wird.

Kein Ende in Sicht

Bis heute hat das Genre unzählige Wandlungen erlebt und noch immer ist kein Ende des Krimibooms in Sicht. Mittlerweile wird nicht nur im Roman gemordet, sondern natürlich auch im Fernseh, in Computer- und Brettspielen und auf der Theaterbühne.

Krimidinner erfreuen sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit. Bei einem leckeren Essen können die Teilnehmerinnen den Mord hautnah miterleben und sich an den Ermittlungen  beteiligen. Ein Mordsspaß.

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